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Unterwegs sein: bewegen – sehen – anders sehen:Impuls der Woche (22.-26. März 2021)

Datum:
20. März 2021
Von:
Matthias Bendel & Max Zimmermann

Bewegen

Was ich nicht alles für Gewichte mit mir herumtrage! Wie schwer sie sind! Wie viele es sind!  Deutlicher spüren kann ich sie,  wenn ich mich bewege oder anschicke, mich zu bewegen. Wenn ich mich beispielsweise verpflichtet habe, einen Text zu schreiben, ich aber zugleich noch nicht meine anderen wichtigen, noch zu bearbeitenden Angelegenheiten erledigt habe. Oder wenn ich das problematische Gespräch meide, weil die ohnehin angespannte Stimmung dann zu kippen droht. Oder weil  ich für das Rausgehen vor meine Haustür bereit sein muss, dass ich mich von etwas trenne:  Etwas Behaglichem, sehr  Vertrautem und ich nicht weiß, wie die Menschen, denen ich begegnen werde, wiederum mir begegnen werden.

Sehen

Manche Gewichte sehe ich nicht, aber ich spüre sie bei meinen Bewegungen. Ich spüre sie beispielsweise, wenn ich  eine gemeinschaftliche Initiative zu blauäugig zu starten versucht habe und erst im Gespräch merke, dass ich mit meiner Position nicht mehrheitsfähig bin. Wieder andere Gewichte habe ich sogar lieb gewonnen. Ich will sie gar nicht los lassen. Das sind die für die anderen sichtbaren Gewichte. Es sind die Gewichte, weshalb ich von anderen vielleicht sogar bemitleidet werde, was ich so alles mit mir rumschleppe. Es ist die Sehnsucht nach dem einfühlsamen Blick auf mich, der mich im Wohlwollen so sieht wie ich bin. Diese österliche Fastenzeit nehme ich als Grundlage dafür, meine Gewichte zu sehen. Ich versuche immer wieder neu zu sehen,  wie beschaffen sie sind und an welche ich mich klammere. Manche tauchen beinahe täglich auf.

Anders sehen

Durch meine Bewegungen und mein (genaueres) Sehen komme ich manches Mal dazu, Gewichte anders zu sehen, sie unter meinen Arm zu nehmen und mich leichter zu bewegen. Und manches Mal kann ich mich sogar von diesen Gewichten lösen, sogar von meinen lieb gewonnenen. Das passiert eher selten. Glücklich und hoffnungsfroh bin ich allein schon, wenn ich meine Lebensgewichte versöhnlich betrachten kann und dabei gelingt es mir mich und meine Gewichte anders zu sehen. Das entwickelt sich mal in einem vertrauensvollen Gespräch mit einer Freundin, mal im Gebet, mal in einem Tagebucheintrag oder manches Mal auch im Lesen. Und überraschender Weise auch mal bei einem Gang nach draußen.

Wir, Max Zimmermann und Matthias Bendel, wünschen Ihnen liebe Leserinnen und Betrachterinnen, dass es Ihnen gelingt, sich trotz Ihrer Gewichte zu bewegen, einige davon zu sehen und zu erkennen und in österlicher Anlehnung sich von Ihnen trennen zu können oder mit Ihnen versöhnen zu können.

Feedback gerne an

Matthias Bendel

Max Zimmermann