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Schülerinnen der Geschichts- und Politikwerkstatt 9:Mitgestaltung der Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht 1938 in der Kölner Synagogen-Gemeinde am 9. November 2025

Datum:
10. Nov. 2025
Von:
Judith Schoene

Am Sonntag, den 9. November 2025 haben Schülerinnen der Geschichts- und Politikwerkstatt aus der Jahrgangstufe 9, nicht nur an der Gedenkveranstaltung 87 Jahre nach der Pogromnacht in der Synagogen-Gemeinde Köln teilgenommen, sondern sie durften sich in die Veranstaltung mit einem Beitrag zur Erinnerung an die Folgen der Gewalttaten für Kinder und Jugendliche jüdischen Glaubens in Köln aktiv einbringen.

Sie erinnerten an Siggi Reichenstein, Kurt Marx, Lore Robinson und Henny Franks, die mit einem Kindertransport, organisiert von Erich Klibansky, dem Schulleiter ihrer Schule, dem jüdischen Gymnasium Jawne, in England in Sicherheit gebracht wurden. 

In den Eingangsworten erinnerten die Schülerinnen an das Dilemma, in dem sich die Familien dieser Kinder befunden haben werden:

„Es gibt im Leben von uns allen Menschen, die uns besonders wichtig sind: unsere Eltern, unsere Geschwister, Freunde. Es gibt einen Ort, an dem wir uns besonders geborgen und gut aufgehoben fühlen: unser Zuhause.

Wie muss es sich anfühlen, wenn man diese Menschen, die man am meisten liebt, loslassen muss? Wenn man sich von ihnen trennen muss, ohne zu wissen, wann und ob man sie wiedersieht? Wie fühlt es sich an, wenn man sein Zuhause verlassen muss?

In der Folge der Pogromnacht 1938 fanden sich plötzlich viele jüdische Kinder und ihre Eltern, auch hier in Köln, in genau dieser Situation wieder.“ 

Im Anschluss haben die Schülerinnen mit Bildern von Siggi, Kurt, Lore und Henny und Zitaten aus ihren Zeitzeugenberichten an die vier Kinder erinnert. Drei von ihnen leben noch heute im Alter von 100 und 102 Jahren in London.

Köln im Januar 1939
Köln im Januar 1939
Schülerinnen und Schüler der Jawne vor ihrer Abfahrt mit einem Kindertransport nach England
„Es war wie eine Schraube, die sich immer, immer mehr zudrehte.“
„Es war wie eine Schraube, die sich immer, immer mehr zudrehte.“
Siggi Reichenstein
„Vergessen kann man es nicht, aber verstehen kann man es auch nicht.“
„Vergessen kann man es nicht, aber verstehen kann man es auch nicht.“
Kurt Marx (3.v.l.) beim Kartenspiel im Hostel Minster Road, London, 1939
Lore Robinson
Lore Robinson
„Wir haben gerade von Berlin gehört: Lore kann in vier Tagen mitfahren. Das war am 20. Juni 1939. Und schnell packen. Die Eltern sind zum Bahnhof gegangen, sie haben gewinkt, und wir saßen im Zug und sind abgefahren.“
„Für Grete war es sehr schwer. Sie hat sehr Heimweh gehabt. Und sie hat für ein Jahr lang geweint.“
„Für Grete war es sehr schwer. Sie hat sehr Heimweh gehabt. Und sie hat für ein Jahr lang geweint.“
Henny Franks (zweite von rechts) mit ihren beiden Geschwistern Grete (rechts) und Fredi (Mitte)

In den Abschlussworten der Schülerinnen hieß es:

„Die Schicksale von Kurt, Siggi, Lore und Henny sind eng mit der Pogromnacht 1938 verbunden, denn die Pogromnacht war der Auslöser dafür, dass ihre Eltern darüber nachgedacht haben, ihre Kinder in England in Sicherheit zu bringen.

Sie hatten sich ihr Leben sicher ganz anders vorgestellt, als sie in unserem Alter oder etwas jünger waren und 1939 in Köln in den Zug Richtung England stiegen. 

Es ist unser Anliegen, dass die Geschichten der Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung von jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Köln in der NS-Zeit nicht vergessen und verdrängt werden.

Wir werden uns immer an ihre Geschichten erinnern und wollen uns heute aktiv gegen Hass, Hetze und Antisemitismus und für ein wertschätzendes Miteinander in unserem Köln engagieren.“

Es war für uns alle ein bewegendes Erlebnis an der Gedenkveranstaltung teilnehmen und sie sogar mitgestalten zu dürfen.

3 Bilder