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Ziele und Anliegen des Sozialpraktikums

Als kirchliche Schule möchte das Ursulinengymnasium soziales und solidarisches Lernen unterstützen. Im Schulprogramm ist dazu unter anderem ein zweiwöchiges Sozialpraktikum in der Jahrgangsstufe Q1 vorgesehen.

„Jede Begegnung hinterlässt eine Spur“ formulierte eine Schülerin während der religiösen Besinnungstage, als sie die Eindrücke über das an ihrer Schule durchgeführte Sozialpraktikum zusammenfasste. In dieser Aussage spiegeln sich Absicht und Programm des Sozialpraktikums wie auch die persönlichen Erfahrungen und der bleibende Eindruck von Teilnehmerinnen wider.

So möchten auch wir mit dem Sozialpraktikum in der Q1, dass die Schülerinnen in Lebensbereichen Erfahrungen sammeln können, die ihnen bisher weitgehend verschlossen blieben. In ihnen wird Sensibilität für menschliches Leiden, menschliche Schwächen erweckt.

Im Zuge der Individualisierung, des Wertewandels und der Veränderung familiärer Strukturen wie auch der demographischen Entwicklung in Deutschland soll die Begegnung mit den Menschen, seine andersartige Struktur, seine Not, seine Einsamkeit , seine Freude oder sein Glück im Mittelpunkt des Sozialpraktikums stehen.
Gerade der Kontakt zu Menschen in sozialen Notlagen ist hilfreich, um die eigene Persönlichkeit „fit“ für andere zu machen.

Sozialpraktika spielen aus pädagogischer Sicht nicht nur im schulischen und religiösen Umfeld eine Rolle. Auch manche Firmen lassen ihre Auszubildenden eine Woche in einer sozialen Einrichtung arbeiten, um ihre Sozialkompetenz und Teamfähigkeit zu erhöhen. Denn soziale und kommunikative Kompetenzen werden immer wichtiger, um die Herausforderungen in der modernen Arbeitswelt erfolgreich zu bewältigen. Arbeitgeber in unterschiedlichen Bereichen legen immer mehr Wert auf den Nachweis personaler und sozialer Kompetenzen. Im Erzbischöflichen Schulgesetz wird dieser neuen Herausforderung Rechnung getragen.

Das soziale Lernen soll die Schülerinnen vom ersten Tag bis zu ihrem Abschluss als ein Teil der Ursulinischen Erziehung begleiten.

Organisation und Begleitung

Bei allen Fragen ansprechbar:

Ursula Müller-Huntemann

Der Zeitraum des Praktikums beträgt zwei Wochen gegen Ende der Jgst. Q1, vor den Sommerferien. Sämtliche Formulare (Anschreiben an die Praktikumsstelle, Praktikumsbestätigung für die Schule u.ä.) bekommt ihr als Q1 bei der ersten Infoveranstaltung bzw. findet ihr aktuell in der Praktikumsmappe auf Moodle. Die Praktikumsmappe gibt ausführliche Informationen zum Ablauf und zur Stellensuche.

Hier allgemeine Informationen in Kürze

Die Arbeitszeit sollte bei 6-8 Stunden pro Tag liegen. Erstmal ist nicht angedacht, dass du in Abend-, Nacht- oder Wochenendschichten eingesetzt wirst. Manchmal ist das aber interessant, weil am Wochenende noch anderes in der Einrichtung geschieht. Das ist deinem Ermessen überlassen, wie weit du dich darauf einlässt. Im Zweifelsfall nimm einfach Rücksprache mit jemandem aus dem SP-Team.

Das Sozialpraktikum ist eine Schulveranstaltung, entsprechend bist du über die Schule versichert.

Von der Schule wird ein Pool an Praktikumsplätzen zur Verfügung gestellt, aus dem ihr wählen könnt. Dies sind Stellen, die sich im Verlaufe der Jahre sehr bewährt haben. Mit den Institutionen hat die Schule im Vorfeld Kontakt aufgenommen und konkrete Absprachen getroffen. Schüler*innen und Eltern dürfen gerne zur Erweiterung des Pools beitragen.

Zu den Institutionen gehören:

  • Seniorenheime und Pflegeheime
  • Schulen für emotionale und soziale Entwicklung
  • Schulen für Körperbehinderte und Lernbehinderte
  • Integrative Kindertagesstätten
  • Krankenhäuser
  • Behindertenwohnheime und -werkstätten
  • Therapeutische Einrichtungen

Suche dir einen Bereich, in dem du etwas Neues lernen kannst, weil er dir eher noch unbekannt ist. Frage beim Erstkontakt mit der Einrichtung nach, was du im Praktikum konkret tun würdest. Nur dort, wo du nicht nur zuschaust, sondern möglichst viel selbst aktiv werden kannst, macht es Spaß und kannst du etwas im Umgang mit Menschen lernen. Erfrage außerdem: 

  • Wie ist die Betreuung geregelt
  • Wer ist in der Einrichtung für mich zuständig?
  • Wie sind die Arbeitszeiten? (sie sollten 6-8 Stunden pro Tag betragen, vgl. unten)

Knüpfe den Kontakt möglichst nicht nur per Mail (erfahrungsgemäß kann es lange dauern, bis sich die Einrichtung zurückmeldet), sondern rufe auch an oder gehe einfach mal vorbei und stell dich persönlich vor. Das SP-Team, insbesondere Frau Müller-Huntemann, berät bei der Stellensuche. Bitte nutze den Pool! Nicht lange warten! Fange nach der Infoveranstaltung an. Die interessantesten Stellen sind am schnellsten vergeben.

Voraussetzung für das Gelingen ist, dass viele verschiedene Fächer die Vorbereitung mittragen und ihren „Input“ leisten, weil sich die Profile sozialer Berufe und Tätigkeiten aus unterschiedlichen Motiven und Anforderungen speisen.
Somit wird das Projekt über eine längere Zeit vorbereitet. Die enge Verbindung von Praktikum und Unterricht ist entscheidend für die nachhaltige Wirkung des Praktikums.

Die Lehrerinnen und Lehrer, die in der Q1 unterrichten, übernehmen die Betreuung einzelner Schülerinnen und Schüler. Wer dich betreut erfährst du kurz vor Beginn des Praktikums von den betreffenden Kolleg*innen oder über Moodle. Der /Die betreuende Lehrer*in wird dich im Verlauf des Praktikums besuchen. Bitte vereinbare mit ihr/ihm einen Termin vorab.

Du brauchst keinen klassischen Praktikumsbericht wie im Berufspraktikum zu schreiben. Weil es eher um persönliches Lernen geht, sollst du ein Praktikumstagebuch führen. Hierin kannst du den Verlauf des Praktikums, wichtige Erfahrungen und Begegnungen festhalten und reflektieren. Das Tagebuch ist allein für dich gedacht, es wird nicht eingesammelt und du musst niemandem daraus vorlesen. Allerdings solltest du es zu den Auswertungstagen mitbringen, um vielleicht Einiges darin nachlesen zu können.

Im Anschluss an das Sozialpraktikum finden Auswertungstage außerschulisch in einer Bildungsstätte (Altenberg/Steinbachtalsperre/St. Altfrid Essen) mit einem Team von Kolleginnen und Kollegen statt. Im Vordergrund steht der Austausch untereinander, kreatives Arbeiten und die Reflexion der eigenen Erfahrungen. Die Tage enden mit einem gemeinsamen Gottesdienst, in den die Erfahrungen des Sozialpraktikums mit einfließen.

Erfahrungsberichte

4 Bilder

Ein Praktikumsbesuch in der Waldschule in Lohmar

Von:
Noe Marie Vondey

Ich habe in meinem Praktikum die 3B der Waldschule in Lohmar zwei Wochen begleitet. Dort gehen Kinder mit verschiedenen sozialen Hintergründen und Förderbedarfen zur Schule. Zu Beginn habe ich nicht viel erwartet doch wurde ich auf jeden Fall positiv überrascht.

Die ersten Tage

Die erste Woche meines Praktikums war Projektwoche und ich durfte eine Kleingruppe aus meiner Klasse selbst leiten und eine Aufführung für das Schulfest organisieren. Dadurch musste ich mich Herausforderungen stellen, die ich so vorher noch nicht kannte und Verantwortung nicht nur für mich, sondern auch für die Kinder in meiner Gruppe übernehmen.

Die zweite Woche

In der zweiten Woche meines Praktikums war normaler Unterricht und ich hatte die Befürchtung, nicht viel machen zu dürfen und eigentlich nur dabeizusitzen. Zum Glück hat sich das nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, ich habe nicht nur den verschiedenen LehrerInnen beim Unterricht geholfen, sondern habe auch manchmal selbst etwas für die Kinder vorbereitet. Zudem durfte ich die Kinder, die einen sonderpädagogischen Förderbedarf haben, in den unterschiedlichsten Fächern unterstützen und separat mit diesen arbeiten. Einmal habe ich sie auch zur sonderpädagogischen Sprachförderung mit Hunden begleitet. Dort lernen Kinder mit Schwierigkeiten in der deutschen Sprache sich zu Artikulieren und auszudrücken, während sie mit den Hunden spielen können.

Ungewohnte Erfahrungen und neue Erkenntnisse

Die Aufgabe, die mir wohl am schwersten gefallen ist, war die, mit den ukrainischen und albanischen Kindern Deutsch zu üben. Einige der Kinder waren schon seit längerer Zeit in Deutschland und konnten sich recht gut verständigen, andere jedoch waren erst seit kurzer Zeit hier und verstanden noch nichts. Somit hat es die Sprachbarriere für mich sehr schwer gemacht, Arbeitsaufträge zu erteilen, Fehler zu korrigieren oder Aufgaben zu erklären. Es war vor Allem diese Erfahrung, die mir klar vor Augen geführt hat, wie schwer es nicht nur die Flüchtlingskinder, sondern auch die LehrerInnen haben, die diese auf ein Leben in Deutschland vorbereiten sollen.

"Eindrucksvolle" Erfahrungen

Wenn ich mein Sozialpraktikum jetzt in einem Wort zusammenfassen müsste, wäre das „Eindrucksvoll“, da ich nicht nur viele neue Eindrücke bekommen habe, sondern diese mich auch zutiefst beeindruckt haben. Ich bin sehr froh, dass ich diese Erfahrung machen durfte und glaube, dass es mir in Situationen in meinem Leben weiterhelfen wird, auf die der Unterricht alleine mich nie hätte vorbereiten können.

Ein Erfahrungsbericht von den Besinnungstagen in Essen

Von:
A. Elbers

Nach unserem Sozialpraktikum fuhr unsere Stufe anschließend in zwei Gruppen nach Altenberg und Essen, um von den Erlebnissen zu berichten und diese in den nächsten Tagen zu verarbeiten. Während des Praktikums waren wir u.a. in Krankenhäusern, Seniorenheimen, Förderschulen oder integrativen Kindergärten untergebracht, wo unsere Hilfe dankend angenommen wurde. Vorher wussten viele von uns nicht, was zu erwarten war, so waren viele neue Eindrücke und Erfahrungen dabei, sowohl positive als auch negative.

In St. Altfrid, Essen angekommen, teilten wir uns in Gruppen auf und stellten unsere Praktikumserlebnisse auf verschiedene Weisen dar. Ob personen- oder prozessbezogen, mit Kreide, Sand oder Wasserfarbe, alle drückten ihre Erlebnisse auf ihre eigene Art und Weise aus und besprachen diese später ausführlich innerhalb der Gruppen, wobei jede von uns genügend eigene Gesprächszeit bekam. Immer dabei waren sechs Lehrer, die die Tage organisiert hatten und nun die Gruppen intensiv betreuten. Anschließend folgte am Abend eine Vernissage, wo wir die Möglichkeit hatten, uns die Arbeiten der anderen Gruppen anzusehen und darüber zu sprechen. Die Eindrücke waren sehr verschieden, doch allen wurde bewusst, wie gut es uns geht und wie sehr wir unser Leben schätzen sollten.

Am Freitag hatten wir zum Abschluss einen Wortgottesdienst, wo noch einmal ein paar sehr prägende Augenblicke sowohl aus dem Praktikum selbst als auch der Gesprächskreise in den Gruppen angesprochen wurden. Als wir anschließend nach Hause fuhren, war unser Sozialpraktikum offiziell beendet, doch wir hoffen, dass wir uns an all die neuen Erfahrungen ein Leben lang erinnern werden und davon lernen können.