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Schüleraustausch 2018 – Besuch in Lille (von Isabella Irsch, Jgst. 10)

Frankreichaustausch im Jahr 2018
Datum:
16. Feb. 2020
Von:
Christopn Weber

Der Austausch nach Frankreich war mein erster Austausch. Ich war, wie viele andere, sehr unsicher als wir alle pünktlich morgens um viertel nach acht vor dem Dom auf den Bus warteten, der uns in ein kleines Abenteuer bringen sollte. Überall wurde heftig diskutiert, wie die Schule sein würde, ob die Familie nett und die Sprache nicht zu schwer sein würde. Immerhin wussten wir schon, wer unser Austauschschüler war. Ich hatte einen Jungen zugeteilt bekommen. Er hieß Matthieu und war 15 Jahre alt.
Die Busfahrt war lustig und verlief ohne Probleme. Unterwegs bekamen wir Blätter mit den wichtigsten Vokabeln ausgeteilt, die uns den Einstieg erleichtern sollten. Schließlich mussten wir von jetzt an fast ausschließlich Französisch reden. 
Wir kamen gegen Freitagmittag in Lille an und nach einer kurzen Begrüßung durch den Schulleiter brachten wir unsere Koffer in die Schule und warteten gespannt auf unsere Austauschschüler, die noch Unterricht hatten. Die Schule war ziemlich groß und hatte in der Mitte einen großen Platz mit vielen Pflanzen und zwei großen Bäumen, den wir Deutschen erst einmal belagerten und uns gemütlich über dies und jenes austauschten. Das Wochenende war den Gastfamilien zu ihrer freien Verfügung gestellt worden und wir würden uns deshalb erst in drei Tagen wieder sehen. 
Ein wenig später war der Unterricht an der Schule zu Ende. Französische Schüler strömten aus den Türen und schnell hielten wir Ausschau nach unseren Austauschpartnern, die wir durch ihre Bewerbung, welche wir einige Wochen vor dem Austausch bekommen hatten, schon ein wenig kannten. Schließlich fand ich Matthieu unter den vielen Schülern und redete ein bisschen mit ihm. Dann brachen einer nach dem anderen auf, um zusammen nach Hause zu fahren. Matthieu und ich wurden von seiner Mutter abgeholt. Sie hieß Kathrin und war super nett. Im Auto lief Radio und unterwegs zeigte mir meine Gastmutter verschiedene Plätze in Lille, fragte mich wie die Busfahrt war und erklärte mir viel zu den einzelnen Orten. Ich verstand nicht alles aber so viel, um mitreden zu können. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten besserte sich auch mein Selbstvertrauen und wir begannen zu erzählen. 
Matthieu wohnte nicht direkt in Lille sondern in Wambrechies, einem schönen Ort an der Grenze. Zuhause angekommen konnte ich meine Sachen abstellen und kurz das Haus kennenlernen, bevor wir drei auf einen Spaziergang durch das Viertel aufbrachen. Es gab dort viel Grün, einen großen Fluss mit Gänsen und Enten und ein nettes Café in das wir uns nach unserem Spaziergang setzten und gemeinsam Waffeln aßen. Abends gab es Abendessen mit der ganzen Familie. Matthieu hatte einen kleinen Bruder, Luc, und zwei große, Arnaud und Stéphane. Doch spätestens hier kam ich mit meinen grade mal anderthalb Jahren Französisch nicht weiter. Ich hatte noch nie in meinem Leben jemanden so schnell sprechen gehört wie den Bruder von Matthieu und hielt mich deshalb größtenteils aus den Konversationen raus. Seine Eltern sprachen jedoch sehr verständlich und so konnte ich wenigstens mit ihnen ein paar Worte wechseln.
Am nächsten Tag gingen Luc, Matthieu, mein Gastvater und ich ins französische Jump House und machten später eine Fahrradtour durch Wambrechies. Leider kannte ich das französische Wort für Fahrradgangschaltung nicht und so musste ich zwei Stunden lang im dritten Gang fahren. Der Tag war cool, aber anstrengend.
Der Sonntag führte uns nach Belgien wo wir gemeinsam die Stadt Brügge besichtigten. Eine Freundin von mir war zufälligerweise auch dort und ich war froh, wieder ein bisschen Deutsch sprechen zu können. 
Montagmorgens trafen wir uns wieder um 8:15 Uhr in der Schule. Wir besprachen gemeinsam unsere Zeit am Wochenende, klärten noch offene Fragen und tauschten uns über unsere Gastfamilien aus. Anschließend aßen wir zusammen mit unseren Austauschschülern mittags in der Schule und brachen dann zusammen zum Musée des Beaux-Arts de Lille auf. Später machten wir eine Rallye durch Lille wo wir die Stadt näher kennenlernten. Hier machten wir einen kleinen Abstecher in eine Crêpe-Bude und genossen Frankreich auch von seiner kulinarischen Seite. Abends schauten Matthieu und ich noch einen Film zusammen und ich war gespannt, was der Dienstag mit sich bringen würde.
Der nächste Tag wurde sehr lustig. Ich erfuhr zufälligerweise dass Anna, eine meiner besten Freundinnen, die Austauschschülerin von Noé war, einem der besten Freunde von Matthieu. Von fort an machten wir fast alles zusammen, wie zum Beispiel die deutsch-französische Partnerarbeit, in der wir einander Zungenbrecher beibrachten, uns über unsere Lieblingswörter der anderen Sprache unterhielten und ein lustiges Theaterstück über eine Sternfrucht schrieben. Selten habe ich so gelacht und den Satz "la xénophobie de la carambole" werde ich wohl nie vergessen. Später brachen wir dann zum gemeinsamen Bowling auf.
Mittwochs besichtigten wir das zweite Museum: le Musée Charles de Gaulles. Hier erfuhren wir mehr über das Besondere an der Deutsch-Französischen Freundschaft und lernten das Leben eines ihrer wichtigsten Mitbegründer kennen. Das Wetter war unglaublich heiß und so waren alle froh nach dem gemeinsamen Essen in der Schulkantine und einem kurzen Stopp am L'Hôtel de Ville den Nachmittag frei zu haben. Anna und ich ließen uns von den Jungs coole Geschäfte zeigen und verbrachten einen coolen Nachmittag zusammen in der Innenstadt. 
Der Donnerstag war mein Lieblingstag von allen. Obwohl wir uns schon sehr früh auf dem Place du Maréchal Leclerc trafen ging die Fahrt heute an die Côte d'Opale, ein schöner Strand über den wir einen langen Spaziergang machten und meine Freundin Laura, Anna und ich Fotos am Meer machten. Auf einmal wurde uns allen bewusst, dass wir ja morgen schon wieder fahren würden und eine plötzliche Traurigkeit legte sich über uns. Wir waren gerade richtig in Frankreich angekommen und wollten gerne noch ein bisschen bleiben. Doch die verschwand schnell wieder als wir zu unserer nächsten Station fuhren: einer stillgelegten Eisenbahnstrecke auf der man nun zusammen Dresine fahren konnte. Da die Gleise durch einen Wald führten hatten wir einen tollen Ausblick über Frankreich und konnten gut unseren letzten Tag genießen.
Freitag war der Abfahrtstag. Auch hier trafen wir uns schon um 8:00 Uhr morgens auf dem Place du Maréchal Leclerc um wieder nach Köln zu fahren. Ich hatte innerhalb nur einer Woche total nette Menschen kennengelernt und mein Französisch unglaublich verbessert. Es flossen viele Tränen und die Zeit bis zur Abfahrt erschien sehr kurz. Die Stimmung im Bus war sehr bedrückt und die Fahrt zurück nach Köln schien viel schneller als die Hinfahrt. 

Auch langfristig hat der Austausch mich sehr weiter gebracht. Es fällt mir jetzt leichter, im Unterricht Französisch zu sprechen und auch mein Hörverstehen hat sich merklich verbessert. Matthieu und ich stehen immer noch in Kontakt und ich freue mich schon, ihn noch einmal zu besuchen.