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Unterwegs mit und zu Gott

Datum:
9. Feb. 2024
Von:
Bernhard Kalthoff

Tage religiöser Orientierung der AbiturientInnen in der Woche vom 29.1. – 3.2.2024

Traditionell führt die Ursulinenschule jeweils Ende Januar noch einmal Tage religiöser Orientierung für die ganze Jahrgangsstufe Q2 durch, um die Frage wach zu halten, wer bin ich und was will ich mit dem Geschenk meines Lebens wirklich anfangen. Denn es dauert nicht lange, bis das Lernen für die letzten Klausuren und schließlich für das Abitur den SchülerInnenalltag wieder belegt.

Während die Mehrheit der Jahrgangsstufe – gerade nach Corona – sich für Tage in Haus Altenberg in Gesellschaft vieler Ihrer MitschülerInnen entschieden hatten, gab es auch zwei Gruppen mit spezieller Ausrichtung.

Eine Gruppe fuhr mit 2 Transits nach Taizé, um dort am spartanischen Leben der ökumenischen Gemeinschaft eine Woche lang mit vielen spirituellen und liturgischen Eindrücken und Anregungen teilzunehmen. Dazu gehörte auch die Beteiligung an Gemeinschaftsaufgaben.

Eine andere Gruppe begab sich auf Schusters Rappen von Daun nach Trier und reihte sich so ein in die Tradition der Matthias-Pilger, die der Gedenkstätte des heiligen Matthias in der gleichnamigen Benediktinerabtei in Trier einen Besuch abstatten, ein.

Nachdem wir am Di 30.1. um 7.21 Uhr pünktlich (!) mit dem Eifelexpress von Köln nach Kall aufgebrochen waren, der Linie, die planmäßig eigentlich quer durch die Eifel über Gerolstein nach Trier verläuft, aber nach dem Ahrhochwasser immer noch nicht wieder durchgängig befahrbar ist, brachte uns der Schienenersatzverkehr nach Gerolstein und ein weiterer Bus nach Daun. Dort am Krankenhaus begann dann unser Fußweg, der uns dem Bach Lieser (=Lieserpfad, hier auch Eifelsteig) entlang über die Üdesdorfer Mühle und über sehr abwechslungsreiche Wege bis nach Manderscheid brachte, wo wir Quartier im Pfarrheim nehmen konnten. Eine Gruppe hatte den ersten Tag mit Gebeten, Liedern und spirituellen Impulsen vorbereitet, einen andere kümmerte sich in Manderscheid um das Abendessen. Bei fließend kaltem Wasser und Temperaturen um die fünf Grad in der Nacht, dauerte es am nächsten Tag ein wenig, bis sämtliche Lebensgeister wieder da waren. Aber nach heißem Tee, Kaffee und Aufbackbrötchen starteten wir gegen 9.30 Uhr mit einem Gebet und einem Lied in der sehr schönen Krypta von St. Hubertus in Manderscheid, um den Lieserpfad (=Eifelsteig) weiter Richtung Kloster Himmerod, unserem nächsten Ziel, zu beschreiten. Die landschaftliche extrem reizvolle Tagesetappe hat es mit 4 Ab- und erneuten Aufstiegen allerdings in sich gehabt, weil das Liesertal sich mehrfach so verengt, dass der Bach überquert und anschließend die Höhe wiedererarbeitet werden muss. Natürlich wird man oben mit großartigen Ausblicken belohnt, aber die Kräfte schwanden im Laufe des Tages doch zusehends, mehr bei der Begleitung, aber auch bei den Schülerinnen. Als wir am Nachmittag dann Himmerod erreichten, kam uns die Unterkunft im Torhaus mit Bett, warmer Dusche und für uns zubereiteter warmer Linsensuppe wie das Hilton-Hotel vor.

Nachdem die noch vom hl. Bernhard 1135 gegründete Zisterzienserabtei 2017 aufgelöst wurde, wechselten die verbliebenen Mönche u.a. in die Zisterzienserabtei Marienstatt im Westerwald. Lediglich der im März 2024 90 Jahre alte Pater Stephan Senge ist geblieben und betreut noch das Torhaus, das als Pilgerherberge dient, während das Kloster mit Ausnahme der Kirche derzeit geschlossen ist.

Inzwischen ist aber eine Idee spruchreif geworden, die den Erhalt des Klostergebäudes und der Kirche sichern.

Abends nach dem Abendessen hatte Pater Stephan uns noch von seinen unterstützenden Aktivitäten im Südsudan berichtet. In seinen Erzählungen traten seine Kraft und seine anpackende Art deutlich zutage. Schließlich war er jahrelang der Motor der Abtei mit seinen Besinnungstagen, seiner Autorenschaft und seiner prägnanten Art und seinem Bekanntheitsgrad. Sein Lebenswerk wurde entsprechend 2022 durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes öffentlich gewürdigt.

Nach der Frühmesse, dem Frühstück und einem Impuls in der Kirche brachen wir – jetzt den Eifelsteig verlassend - erneut auf, wanderten aus der Aue von Himmerod bergan bis nach Niederkail, wo wir mithilfe unseres guten Geistes, eines Vaters, der schon seit mehr als 10 Jahren auf der Wallfahrt das Gepäck fährt, bis nach Speicher, wo eine leckere Lauchsuppe im Cafe Berrens auf uns wartete. Anschließend führte uns der Weg wieder bergab zur Kyll, der wir 3 Stunden auf dem Radweg bis Daufenbach folgten. Die letzten Meter gab es sogar noch ein Wettrennen, wer als erste das Quartier erreicht. Abends lockerte eine Schülerin mit einer anspruchsvollen Yoga-Sitzung die verspannten Muskeln und Gelenke. Eine weitere Gruppe bereitete sehr schmackhafte Burger zu, die sogar noch für die Mittagspause der letzten Etappe am Freitag reichten, die wir in der Übermittagsbetreuung der Grundschule Trier Biewer zu uns nehmen konnten. Schließlich erreichten wir gegen 16 Uhr unser Ziel die Benediktinerabteikirche St. Matthias, wo uns Bruder Thomas empfing. Unter Glockengeläut nur für unsere Gruppe zogen wir durch den Mittelgang in die Kirche ein, und die Schülerinnen erhielten die Erstpilgerplakette. Nach diesem ergreifenden Moment belohnten wir uns mit dem Besuch einer Pizzeria in der Nähe, um danach zur Ursulinenschule von Trier zu gehen, wo wir in der Turnhalle übernachten und ansonsten den Oberstufenraum fürs Beisammensein und Frühstück nutzen durften.

Am Samstagmorgen sind wir dann zu einer Abschlussmesse nur für unsere Gruppe in der Krypta von St. Matthias zusammengekommen, umringt von den Gebeinen des heiligen Matthias sowie des hl. Eucharius, des ersten Bischofs von Trier. Die Messe wurde von Bruder Hubert, dem vorletzten Gästepater, gehalten, sodass es ein herzliches Wiedersehen gab. Die Wallfahrt der Ursulinenschule wurde in seiner Zeit als Gästepater vor mehr als 20 Jahren durch die Initiative der damaligen Abiturientin Daniela Wirtz ins Leben gerufen und hat sich seitdem gehalten. Bruder Hubert mit einem Schmunzeln: „Um die Zeit geht halt sonst niemand durch die Eifel nach Trier. Die Ursulinen eröffnen jedes Jahr die Pilgersaison!“

Als wir schließlich um 11.30 Uhr im Zug saßen, der uns von Trier über Koblenz nach Köln brachte, lagen etwa 80 km Fußweg hinter uns, etwa 20 km pro Tag. Wir hatten Glück mit dem Wetter, denn alle Wege waren gangbar und geregnet hat es so gut wie gar nicht. Keine offenen Blasen konnten uns aufhalten, keine Gelenk- oder Rückenschmerzen. Das hat dann schon eher ein Infekt geschafft, der uns seit Donnerstag begleitete und der Reihe nach - sogar noch bis zum Wochenende zurück in Köln - belästigte. Die Schülerinnen haben sich super gehalten. Es gab kein Meckern, keine Notwendigkeit, das Aufräumen oder Abwaschen anzumahnen. Keine dauernden Pausen, sodass die Zeiten einfach einzuhalten waren. Wir drei Begleitungen sind sehr stolz auf die Pilgerinnen und sind uns sicher, dass die Eindrücke bei Ihnen und uns weiterwirken.

Bernhard Kalthoff mit Cordula Ortmann und Peter Gorgels